Die lange Reise des elektrischen Stroms

Strom ist für uns so selbstverständlich geworden, dass wir uns kaum Gedanken darüber machen, wie er in unseren Alltag kommt. Bevor elektrischer Strom in der heimischen Steckdose landet, hat er bereits eine lange Reise hinter sich.
Die Stromversorger
In Deutschland wird elektrischer Strom hauptsächlich auf vier Arten produziert: von öffentlichen Stromversorgern, von privaten Erzeugern, durch die Industrie und die Deutsche Bahn. Sie alle produzieren die Elektrizität beispielsweise in Kohle- und Atomkraftwerken, durch Windkraft- oder mit Photovoltaikanlagen. Über 1.000 Unternehmen sind in Deutschland dafür verantwortlich, dass wir täglich mit Elektrizität versorgt werden. Dazu gehören auch die örtlichen Stadtwerke. Wer den Strom erzeugt hat, der letztlich in unserer Steckdose landet, ist schwer nachzuvollziehen. Denn der gesamte produzierte Strom fließt zusammen, bevor er verteilt wird.
Geregelt wird die Stromwirtschaft mit einer Reihe von Gesetzen. Zum Beispiel durch das Energiewirtschaftsgesetz, das Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Energieeinsparverordnung.
Vom Versorger in die Städte
Mit 400.000 Volt (400 kV) wird elektrischer Strom vom Erzeuger weitergeleitet. Dank dieser Höchstspannung ist es möglich, lange Strecken ohne große Verluste zu überbrücken. Erste Zwischenstation des Stroms ist das Umspannwerk. Dort angekommen, sorgen Transformatoren dafür, dass die Höchstspannung auf eine Hochspannung verringert wird – zunächst auf 220 kV, dann auf 110 kV und schließlich auf eine Mittelspannung von 10.000 Volt. Über verschiedene Kabel wird der Strom dann in unterschiedlichen Stärken weiterverteilt.
Ortsnetzstationen und Verteilerschränke
Nächstes Reiseziel des 10.000 Volt (10 kV) Stroms sind die Ortsnetzstationen, die in unseren Wohngebieten stehen und als größere, gemauerte Kästen/Häuschen mit Türen zu erkennen sind. Auch in den Ortsnetzstationen befinden sich Transformatoren. Sie sind dafür zuständig, die Mittelspannung auf eine Niederspannung von nur noch 400 Volt zu reduzieren, jene Stromstärke, die letztendlich an unseren Häusern ankommt.
Doch zuvor geht es noch zu den Verteilerschränken. Sie kennen die schmalen Kästen, die in den Straßen jeder Stadt verteilt sind. Von hier aus wird der Strom über Netzwerkkabel in die Häuser geleitet.
Der Elektriker kommt zum Einsatz
Elektriker sorgen nun sorgen nun dafür, dass der Strom von den öffentlichen Verteilerschränken zum Verteilerschrank des Hauses weitergeleitet wird und von dort seinen Weg in die Steckdosen und Anschlüsse des Hauses findet. Nun hat der elektrische Strom eine Spannung von 230 Volt.
Der Strom, den wir tagtäglich wie selbstverständlich nutzen, hat also eine Reise von mehreren hundert oder gar tausenden Kilometern zurückgelegt und wurde von 400.000 Volt auf 230 Volt reduziert. Ein riesiges „Spinnennetz“ von Kabeln ist dafür notwendig. Umso beeindruckender ist es, wie reibungslos die Versorgung mit Strom in den meisten Fällen funktioniert, denn Stromausfälle kommen in Deutschland eher selten vor. Es macht aber auch bewusst, welche Angriffspunkte das riesige Stromnetz bietet und welche Auswirkungen ein großer Stromausfall haben kann. Aber genau dafür gibt es ja uns.